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20 Jahre Wasserwerke Westfalen

20 Jahre Wasserwerke

Rückblick auf das Jubiläumsjahr von Wasserwerke Westfalen

Die Geburtsstunde der Wasserwerke Westfalen GmbH im Jahr 2001 fiel in die Hochphase des Strukturwandels im Ruhrgebiet. Aufgrund flächendeckender Schließung von Kohle und Stahl (und auch Bier) wurde in der Region deutlich weniger Trinkwasser benötigt - der Verbrauch war beinahe um die Hälfte gesunken. Um diesen veränderten Bedingungen erfolgreich zu begegnen, schlossen sich die zwei großen Trinkwasserversorger Dortmunder Energie- und Wasserversorgung GmbH (DEW21) und GELSENWASSER AG zusammen und gründeten ein neues Unternehmen.

Historie

„Ein Bergwerk hat den Wasserverbrauch einer 20.000 Einwohner-Stadt“, sagt die Faustformel. Klar, dass die Wasserwerke – für den großen industriellen Durst der Region ausgelegt – infolge des Strukturwandels Überkapazitäten haben. Die Auslastung einiger Werke droht mittelfristig unter die 50 %-Marke zu fallen. In Anbetracht dieser Ausgangssituation ist die Idee der Zusammenfassung der Wasserwerke an der Ruhr zur Verbesserung der Auslastung und der damit verbundenen Kostenstruktur entwickelt worden.

So der O-Ton und die Überlegungen unserer heutigen Gesellschafter DEW21 und GELSENWASSER im Jahre 2000. Dann ging alles verhältnismäßig schnell: zum 01.01.2001 gründeten sie gemeinsam die Wasserwerke Westfalen GmbH (WWW), an der beide Unternehmen jeweils 50 % Anteile halten. Zum 01.04.2001 nahm WWW dann bereits den operativen Betrieb auf.

Die "Gründungsväter" Dr. Bernhard Hörsgen, ehem. GELSENWASSER-Vorstand, und Dirk Reitis, ehem. DEW-Geschäftsführer, über die Gründung und Entwicklung von WWW.

Insgesamt acht Wasserwerke wurden in dieser neuen Gesellschaft zusammengeführt — die Wasserwerke Echthausen, Halingen und Witten von GELSENWASSER und die Schwerter Werke Hengsen (Sitz der Hauptverwaltung), Villigst, Ergste sowie Westhofen 1 + 2 von DEW21 — und mit ihnen die damals insgesamt 175 Mitarbeitenden.

Wasserwerke Westfalen

Aufgabe von WWW ist seither die Gewinnung, Aufbereitung und Förderung von Trinkwasser für die Gesellschafter, deren Geschäft die Wasserversorgung der Kunden geblieben ist.

Vorgegebenes Ziel war es, die einst acht Wasserwerke auf fünf zu reduzieren. Die Werke Ergste und Westhofen 2 sind bereits stillgelegt, das Werk Villigst wird 2025 folgen, wenn alle bleibenden Werke mit einer weitergehenden Wasseraufbereitungsanlage (WAA) ausgerüstet sind. Die zu reduzierende Mitarbeiterzahl ist sozialverträglich über Verabschiedungen in den Ruhestand auf 135 gesunken.

Heute ist Wasserwerke Westfalen ein modernes, integer handelndes Unternehmen mit eigener Identität und Kultur. Als einer der großen Trinkwasserproduzenten in Deutschland produziert WWW qualitativ hochwertiges Trinkwasser für rund 1,5 Millionen Menschen und die hiesige Industrie — im Rekordjahr 2020 waren es über 110 Millionen m³, in 2021 über 104 Millionen m³. Das Versorgungsgebiet umfasst Teilbereiche des südlichen Münsterlands, des mittleren und östlichen Ruhrgebiets sowie des nördlichen Sauerlands.

Wasserkraft

Neben der Trinkwasserförderung produziert Wasserwerke Westfalen regenerative Energie in einer Größenordnung von jährlich um die 20 Millionen kWh mit Wasserkraft- und Photovoltaikanlagen — im Jubiläumsjahr exakt 20,3 Mio. kWh. Das deckt aktuell über 40% des für die Trinkwasserproduktion benötigten Strombedarfs.

Unternehmerisches Handeln

WWW stellt sich nicht nur erfolgreich aktuellen Themen der Wasserwirtschaft wie dem Umwelt- und Gewässerschutz, den Auswirkungen des Klimawandels sowie einer in diesem Rahmen zukunftssicheren Aufstellung der Trinkwasserversorgung. Mit den aktuellen Geschäftsführern Bernd Heinz und Dr. Bernhard Klocke gestaltet es diese in Zusammenarbeit mit den wichtigen Branchenverbänden wie beispielsweise AWWR, BDEW und DVGW und der Politik signifikant mit.

Die Digitalisierung der eigenen Prozesse und die Sicherung der zukünftigen Energie- und Stromversorgung durch den Ausbau regenerativer Energiegewinnung stehen ebenfalls längst im Fokus des unternehmerischen Handelns. Im Sinne einer aktiven Mitgestaltung der Energiewende ist das langfristige Ziel von WWW, die Gewinnung von grünem Strom noch zu maximieren. Im Jahr 2025 wird der Ausbau der Wasserwerke mit modernster Aufbereitungstechnik (WAA) und damit einhergehend die Reduzierung von ursprünglich acht auf fünf Wasserwerke erfolgreich abgeschlossen sein.

Alles in allem ist Wasserwerke Westfalen also bestens für heutige und zukünftige Herausforderungen aufgestellt.

Die Geschäftsführer Bernd Heinz und Dr. Bernhard Klocke im Jubiläumsjahr über den Status Quo und die vor WWW liegenden Herausforderungen.

Ob heiße Sommer und extreme Dürrephasen der Jahre 2018 bis 2020, Pandemie oder Jahrhunderthochwasser im Sommer 2021 – die Trinkwasserversorgung war bei WWW stets sichergestellt.

Die Herausforderungen im Jubiläumsjahr oder Versorgungssicherheit in Zeiten des Klimawandels

 

Niedrigwasser

Ein Thema, das für WWW Priorität besitzt, ist der Klimawandel. Dass dieser auch in unserer Region angekommen ist, ist längst nicht mehr zu übersehen. Die Jahre 2018 - 2020 sendeten mit ihren Rekordtemperaturen und langanhaltenden, extremen Dürrephasen ein deutliches Signal, dass es für die Wasserwirtschaft an der Zeit ist, sich mit einem angepassten Niedrigwassermanagement auf neue Bedingungen vorzubereiten.

Die Ruhr ist für die Trinkwasserversorgung unserer Region alternativloser Rohwasserspender. Die Talsperren des Ruhrverbands wiederum sind für die Ruhr unverzichtbare Vorlieferanten, die neben dem Hochwasserschutz überlebenswichtigen Speicherraum zur Überbrückung von Trockenphasen vorhalten. Aus ihnen speist sich der Fluss, der auch schon ohne Klimawandel im Sommer trocken fallen würde. Die extremen Dürrephasen der besagten Jahre haben die Talsperren auf eine harte Bewährungsprobe gestellt und gezeigt, dass eine größere Flexibilität bei deren Bewirtschaftung von Nöten ist. Wasserwerke Westfalen wie auch die anderen Mitgliedsunternehmen der Arbeitsgemeinschaft der Wasserwerke an der Ruhr (AWWR) setzen sich intensiv für eine Anpassung des Ruhrverbandsgesetzes mit neuen zukunftsfähigen und versorgungssicheren Niedrigwasserabflüssen der Ruhr ein, da diese zur Sicherstellung der Trinkwasser-Daseinsvorsorge dringend erforderlich ist.

Hochwasser

Mitte Juli 2021 kam es zu extremen Unwettern, die uns mit katastrophaler Macht die andere Seite des Klimawandels und der in Folge verstärkten Extremwetterereignisse vor Augen führten. Innerhalb von 24 Stunden fiel im Mittel 90 Liter Regen pro Quadratmeter, so viel wie normalerweise im gesamten Monat. In Folge dieses Starkregenereignisses kam es auch zur Freisetzung großer Wassermassen in der Ruhr und zu massiven Überschwemmungen in ihrem Umfeld – so auch in unseren Wasserwerken.

Für WWW sind Hochwässer und überflutete Wassergewinnungsgelände keine Besonderheit, aber die Schnelligkeit und Vehemenz dieses Jahrhunderthochwassers machte die üblichen Sicherheitsvorkehrungen unmöglich und führte zu größeren Schäden in unseren Wassergewinnungsanlagen und Wasserwerken. Auch an unseren Wehranlagen kam es durch die Unmengen an Treibgut, die die Ruhr in rasantem Tempo heruntergeschwemmt wurden, zu Problemen und Beschädigungen. In Echthausen mussten sogar die Wehrklappen kurzzeitig geöffnet werden, um die Wehranlage funktionsfähig zu halten.

Dennoch gab es bei WWW keine Einschränkungen in der Trinkwasserversorgung. Ganz im Gegenteil, wir konnten sogar in einem angrenzenden Versorgungsgebiet, in dem ein Wasserwerk ausfiel, über bestehende Notverbindungsleitungen mit einer schnellen Ersatzversorgung aushelfen.

Eine weitere Aufgabe im Rahmen der Gewährleistung der Versorgungssicherheit wird nach diesem Erlebnis neben dem Niedrigwassermanagement nun auch die Anpassung der WWW-Infrastruktur an die veränderten Maßstäbe und höheren Pegel beim Hochwasserschutz sein.

Ausbau Gewinnung regenerativer Energie / Eigenstromnutzung

Wasserwerke Westfalen hat seit jeher einen großen Strombedarf. Bei der Wasserkraft bestehen allerdings keine weiteren Möglichkeiten, die Energiegewinnung zu maximieren. Daher ist der weitere Bau von Photovoltaik-Anlagen, kurz PV-Anlagen, das zukunftsfähige Mittel unserer Wahl.

Es existieren bereits in den Wasserwerken PV-Anlagen auf den Dachflächen der Betriebsgebäude mit einer Gesamtspitzenleistung von rund 500 kWp (p für Peak = Spitzenleistung). Mit dem Bau der „Weitergehenden Aufbereitungsanlagen“ (WAA) in allen WWW-Wasserwerken sind neue Flächen hinzugekommen bzw. werden dies in naher Zukunft tun. Die Dächer der WAA sind über 80 Meter lang und 35 Meter breit und bieten sich hervorragend zur Errichtung von PV-Dachflächenanlagen an. Als Pilotanlage ist das Gebäudedach der WAA im Wasserwerk Echthausen in Wickede mit einer 375 kWp PV-Anlage ausgerüstet worden. Pro PV-Anlage können jährlich rund 350.000 kWh grünen Stroms erzeugt werden. Im Einklang mit dem Gewässerschutz wird ergänzend angestrebt, in den kommenden Jahren selbstbetriebene Freiflächen-PV-Anlagen mit einer Leistung von rund 3.000 kWp zu errichten und zu betreiben. Im Jubiläumsjahr konnte mit dem Bau der ersten Anlage ihrer Art im Wasserwerk Echthausen begonnen werden.

Somit hat WWW den Weg auf dem Ziel, den Energiebedarf mit immer größer werdenden Anteilen selbst produzierten Stroms abzudecken, bereits erfolgreich beschritten. Solare Eigenerzeugung passt gut zu dem erhöhten Trinkwasser- und damit Strombedarf in den Sommermonaten.

Letztlich kommt der hohe Anteil selbst erzeugten Stroms auch der CO2-Bilanz unseres Trinkwassers zugute und ist neben der Vorhaltung von Notstromaggregaten ein weiterer Schritt für die Versorgungssicherheit im Falle eines Blackouts.